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Zinsen 3-1-4

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Nicht jetzt, vielleicht später. Das ist die Botschaft aus Washington, nachdem die Federal Reserve am Mittwoch einstimmig beschlossen hat, den Leitzins genau dort zu belassen wo er ist und nur eine Senkung für einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr vorzusehen. Diese eine geplante Senkung ist viel weniger als die drei, die sie im März prognostiziert hatte. Stattdessen sieht die Zentralbank nun vier Zinssenkungen im nächsten Jahr vor, mehr als die drei, die sie zuvor für 2025 in Aussicht gestellt hatte. Wieder einmal zeigt sich, dass Prognosen nicht zu vertrauen ist. Bekanntlich liegen sie in der Zukunft und wer kann die schon vorhersagen.

Dennoch zeigen sich die Händler an der Wall Street eher erfreut als enttäuscht, im Gegensatz zu den europäischen Märkten. Die US-Anleger halten scheinbar an ihrer Wette fest, dass die Zinsen im Jahr 2024 mindestens zweimal sinken werden. Vielleicht glauben die Händler dem Fed-Vorsitzenden Jerome Powell nicht? Oder vielleicht hoffen sie, dass neue Daten ihn und seine Kollegen zu weiteren Zinssenkungen im Sommer bewegen werden.

Jerome Powell nicht zu glauben, könnte der richtige Weg sein. Immerhin darf man auf Ermessensfehler der Notenbank (hier nur FED) vertrauen, denn in der Regel läuft sie der Realität hinterher. Als vor gut drei Jahren die Inflation ansprang, wollte man in Washington nichts davon wahrnehmen. Die FED reagiert zu langsam, erhöhte die Zinsen zu spät, dann aber mit Volldampf. Und heute? nicht unwahrscheinlich, dass sie wieder zu spät dran ist und die Zinsen „higher für longer“ lässt, obwohl die Preissteigerungen nachlassen.

Bis Jahresende wird sich die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Entwicklung an den Börsen als sehr schwankungsintensiv erweisen. Die wirtschaftlichen Daten geben derzeit leider keine klaren Signale: Nachlaufende Daten, wie die Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit zeichnen das Bild einer sehr robusten Wirtschaft, während zukunftsgerichtete Indikatoren etwa zum privaten Konsum eher auf eine Abflachung hindeuten.

Problem bei den Daten zum Arbeitsmarkt könnte darin liegen, dass es hier wegen vieler Beschäftigter mit Migrationshintergrund, die für weniger als die offiziellen Stundenlöhne tätig sind, zu Verzerrungen kommt. Das können die Gouverneure der FED in ihren Analysen aber wahrscheinlich nicht differenzieren. Sie schauen auf die Gesamtzahlen an Beschäftigten.

Ein erster Zinssenkungsschritt im September ist trotz der derzeitigen Prognoseunsicherheit denkbar. Bedingung ist, dass sich die Daten hinsichtlich einer weiteren Abflachung der Inflation als valide erweisen.

Davon ausgehend, dass diese Gedanken richtig sind, halten wir an den aktuellen Quoten für Aktien fest und tendieren dazu, die momentane Schwächephase für selektive Nachkäufe zu nutzen.