Marktbericht 04/2024

Marktberichte
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Performance für das laufende Jahr (YTD)

Jahresbericht – Rückblick 2024

Wenn wir auf das Jahr 2024 zurückblicken, dann sehen wir ein gutes Börsenjahr in schlechten politischen und wirtschaftlichen Zeiten. Von knapp unter 17.000 Punkten zum Jahresanfang hat der DAX es bis an die Marke der 20.000 Zählern geschafft. Dem Deutschen Aktienindex ist diese Leistung gelungen bei sehr wechselhaften Rahmenbedingungen.

Im dritten Quartal hat die US-Notenbank erstmals seit vier Jahren die Zinsen gesenkt. Weitere Schritte, wahrscheinlich zwei im Lauf des Jahres 2025, werden erwartet. Diese Zinssenkung führte zu einer Rally an den US-Börsen. Auch der Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA führte zu hohen Kursgewinnen. Vor 8 Jahren gingen die Märkte nach Trumps Wahl erst einmal kurz in die Knie, bevor sie zur Rally ansetzten. Dieses Mal haben die Kapitalmärkte schon viele Vorschusslorbeeren an Trump (und seinen Berater Musk) verteilt, jetzt müssen sie liefern.

In Deutschland hat das Jahr 2024 den Beginn einer Rezession, erste Anzeichen einer Deindustrialisierung (VW lässt grüßen) und den langsamen Zerfall der ungeliebten Berliner Ampel Koalition gesehen.

Gold und Bitcoin zählen zu den Gewinnern des Jahres, genauso wie Tech-Aktien. Die meisten Anleger werden bei einem Blick auf ihre Portfolios und die in diesem Jahr erzielte Performance sehr wahrscheinlich Freude empfinden. Allerdings was noch fehlt, auch im Vergleich zu anderen hervorragenden Börsenjahren, ist die Euphorie an den Kapitalmärkten. Der von CNN Business veröffentlichte Fear & Greed Index (Furcht & Gier Index) notiert mit aktuell 36 Punkten im „ Fear Bereich“, sind wir also ein ganzes Stück entfernt vom Euphorie und Gier.

Gold steigt auf Allzeithoch? Es ist nur eine Frage der Zeit bis der Goldpreis wieder runter geht. Bitcoin geht in Richtung l 00.000? Ja, aber die Experten rechnen mit einer Korrektur. Die Big Tech Aktien steigen weiter? Auch hier ist eine Korrektur längst überfällig, so die Analysten. Um ehrlich zu sein, das sind eher gute Nachrichten für das Jahr 2025. Denn solange wir den Kapitalmärkten mit einer gesunden Skepsis begegnen und extrem gut gelaufene Branchen und Werte mit Vorsicht beäugt werden, kann keine Panik an den Märkten entstehen. Denn Panik ist kein guter Ratgeber, hier sind wir uns alle einig.

Könnte also das kommende Börsenjahr zum direkten Gegenteil von 2024 werden oder behalten die Chancen erneut die Oberhand? An Themen, die diese These untermauern könnten, mangelt es nicht. Trump schwingt den Zollhammer besonders gewaltig gegen die BRICS+-Staaten, wenn sie es wagen sollten, Alternativen zur Weltleitwährung US-Dollar aufzubauen. Dem Weltwirtschaftswachstum würde dies sicherlich nicht helfen. Und auch das geopolitische Gefüge (unter anderem Ukraine, Nahost) sorgt nicht für reine Börsenfreude.

Aber alles der Reihe nach. Lassen Sie uns erst einmal einen Blick in den Rückspiegel 2024 werfen.

Konjunktur und Kapitalmarktumfeld

Die konjunkturellen Perspektiven Deutschlands und Europas hellten sich in den ersten Monaten des Jahres zunächst auf, gaben ab dem Sommer jedoch wieder verstärkt nach. Weiterhin hemmten geopolitische Unsicherheiten, die fehlende Planbarkeit der Politik in Deutschland, die Preisanstiege der letzten Jahre, die schwache Konjunktur und zunehmende Unternehmens-insolvenzen sowie zuletzt steigende Arbeitslosigkeit die Investitions- und Konsumbereitschaft.

Immer deutlicher wurde im Jahresverlauf, dass die Standorte Deutschland und Europa im internationalen Vergleich stark an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben. Hintergründe sind neben Herausforderungen bei der Energieversorgung seit Ausbruch des Ukrainekriegs, weiter zunehmendem Protektionismus und der veränderten Rolle Chinas im internationalen Handel (Konkurrent anstatt nur Zulieferer) vor allem Standortfaktoren wie hohe Lohnnebenkosten, teils unzureichende Infrastruktur und zu viel Bürokratie bzw. langsame Verfahren.

Bei den Europawahlen konnte sich die politische Mitte erneut eine Mehrheit sichern und die bisherige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen formierte eine neue EU-Kommission. Vorgezogene Neuwahlen in Frankreich und Großbritannien sorgten im Sommer für teils bis zum Jahresende anhaltende politische Unsicherheiten. Die Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz verlor nach dem Platzen der Ampelkoalition im Herbst erwartungsgemäß das Misstrauensvotum im Bundestag und vorgezogene Neuwahlen in Deutschland wurden auf den 23. Februar 2025 terminiert.

In den USA hingegen zog der US-Präsidentschaftswahlkampf im Jahresverlauf zunehmend die mediale Aufmerksamkeit auf sich. Auch der kurzfristige Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris als Kandidatin der Demokraten konnte den überraschend eindeutigen Sieg des ehemaligen Präsidenten Donald Trump jedoch nicht verhindern.

Seit der Wahl Anfang November wurden neben der Besetzung künftiger Regierungsposten bereits diverse politische Stoßrichtungen konkret angekündigt, u.a. die Erhöhung von Zöllen für Waren aus Kanada und Mexiko. Konjunkturell überraschte die US-Wirtschaft im gesamten Jahr positiv, wenngleich sich die Diskrepanz zwischen schwacher Stimmung in der Industrie und sehr positiven Aussichten im Dienstleistungssegment gegen Jahresende ausweitete. Getragen wurde das Wachstum von voraussichtlich knapp 3 Prozent im Gesamtjahr 2024 vor allem vom robusten privaten Konsum, der durch die nur leicht auf 4,2 Prozent angestiegene Arbeitslosenquote kaum beeinträchtigt wurde.

Weitgehend enttäuschend entwickelte sich die chinesische Wirtschaft. Trotz diverser Ankündigungen fiskal- und geldpolitischer Stützungsmaßnahmen durch die Regierung fiel vor allem die Entwicklung des privaten Konsums schwach aus. So stiegen die Einzelhandelsumsätze Chinas im November um nur 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Wachstumsziel von 5 Prozent für das Gesamtjahr dürfte daher nur knapp erreicht werden.

Die Inflationsraten gaben in Deutschland und in der Eurozone nach und unterschritten Ende des dritten Quartals den EZB-Zielwert von 2 Prozent, um gegen Ende des Jahres wieder leicht auf jeweils 2,2 Prozent anzusteigen.

Deutlich gesunkene Energiepreise wurden durch stark steigende Löhne und damit eine höhere Preisdynamik bei Dienstleistungen teilweise kompensiert. Auch in den USA sank die Inflationsrate, verharrte aber mit 2,7 Prozent im November auf einem höheren Niveau. In China wurden zuletzt nur noch 0,2 Prozent Verbraucherpreisanstieg gemessen.

Viele Notenbanken überschritten im Jahr 2024 den Leitzinsgipfel. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte nach längerem Zögern im Juni erstmals ihre Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Nach insgesamt vier Zinssenkungen lag der Einlagenzins am Jahresende bei 3,0 Prozent. Gleichzeitig wurden krisenbedingt aufgelegte langfristige Ausleihungen der Geschäftsbanken komplett zurückgezahlt und am Jahresende die Wiederanlage fälliger Wertpapierbestände beendet, wodurch sich die durch die Wertpapierkäufe der vorangegangenen Jahre aufgeblähte Bilanz der EZB weiter reduzierte.

Auch die US-Notenbank Fed und die Bank of England begannen ab dem Sommer mit sukzessiven Leitzinssenkungen auf 4,25-4,50 bzw. 4,75 Prozent, während die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins aufgrund der zuletzt auf 0,7 Prozent gesunkenen Inflation auf nur noch 0,50 Prozent senkte. Erstmals seit 2007 leicht auf 0,25 Prozent angehoben wurden die Zinsen hingegen durch die Bank of Japan (BoJ).

NOTENBANKEN
AKTIEN

Viele Aktienindizes erreichten im Jahresverlauf neue Allzeithöchststände.
So übersprang der Index der größten deutschen Aktiengesellschaften DAX im Dezember erstmals die Marke von 20.000 Punkten und beendete das Jahr mit einem Kursplus von knapp 19 Prozent bei 19.909 Punkten.
Mit einem Jahresminus von 5,7 Prozent deutlich schwächer entwickelte sich hingegen der MDAX-Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen. Leicht abwärts ging es im Vergleich zum Vorjahr für den französischen Aktienindex CAC 40. Der US-Standardwerteindex S&P 500 beendete das Jahr 2024 bei 5.906 Punkten knapp 24 Prozent höher, während der Technologieaktienindex NASDAQ sogar knapp 30 Prozent zulegen konnte.

Japanische Aktien des NIKKEI 225 erreichten im Juli erstmals die Marke von 42.000 Punkten und überstiegen damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 1989.

Der Schwellenländeraktienindex MSCI Emerging Markets legte im Gesamtjahr knapp 15 Prozent zu, wobei insbesondere chinesische Aktien trotz einer zwischenzeitlichen Rallye im September unterdurchschnittlich abschnitten.

Bei kurzen Laufzeiten fielen in Deutschland und den USA die Zinsen im Zuge der Leitzinssenkungen deutlich. Ab dem Laufzeitenbereich von 5 Jahren stiegen die Renditen von Bundesanleihen jedoch an, im Zehnjahressegment um rund 0,30 Prozentpunkte auf 2,36 Prozent p.a. Aufgrund einer Ratingherabstufung und wegen der politischen Unsicherheit weiterhin deutlich höher mit 3,23 Prozent p.a. rentierten am Jahresende französische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit. Die Rendite einer gleichlaufenden US-Staatsanleihe stieg auf 4,57 Prozent p.a.

Bei Unternehmensanleihen sanken die Risikoprämien im Jahresverlauf trotz schwacher Konjunktur und steigender Insolvenzzahlen kontinuierlich auf den tiefsten Stand seit Anfang 2022.

ZINSEN
ROHSTOFFE

Deutlich zulegen konnten die Notierungen von Edelmetallen. Während der Goldpreis um 26 Prozent auf 2.624 US-Dollar stieg und zwischenzeitlich ein Rekordhoch bei knapp 2.800 Dollar markierte, konnte der Silberpreis um rund 24 Prozent auf knapp 30 Dollar zulegen.
Gold profitierte zunächst von einer stark gestiegenen Nachfrage vonseiten vieler Notenbanken, vor allem der chinesischen People‘s Bank of China. In der zweiten Jahreshälfte stieg auch die investmentgetriebene Nachfrage an. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent gab nach einem zwischenzeitlichen Anstieg auf mehr als 90 Dollar um 4,3 Prozent nach und notierte Ende 2024 bei 74,38 US-Dollar.

Der Euro wertete im Vergleich zum US-Dollar deutlich von 1,10 auf knapp 1,04 EUR/USD ab. Gegenüber dem britischen Pfund fiel der Euro um 4,5 Prozent auf 0,83 EUR/GBP, während er im Vergleich zum Schweizer Franken leicht auf 0,94 EUR/CHF aufwertete.
Schwächer entwickelte sich der japanische Yen. Nach zwischenzeitlich größeren Kurssprüngen im Zuge der Leitzinsanhebung der BoJ und einem Rekordtiefstand von 172 EUR/JPY notierte der Yen am Jahresende rund 10 Prozent tiefer bei 157 EUR/JPY.

WÄHRUNGEN

Ausblick für 2025

Sind Aktien 2025 noch das Maß aller Dinge?

Wie jedes Jahr, und umso mehr in Jahren mit politischen Unsicherheiten, stellt sich die Frage, warum man noch in Aktien investieren sollte? Ist risikoärmeres Sparen auf dem Festgeldkonto nicht die bessere Anlagealternative?

Das wäre aus unserer Sicht nicht die beste Idee. Denn EZB wird die Zinsen 2025 aufgrund der schwierigen europäischen Wirtschaftslage noch weiter senken, was niedrigere Anlagezinsen bedeutet. Die Fed wird das ebenfalls tun, wenn auch vorsichtiger. Dennoch bleibt die Zinssenkungsfantasie auch in die USA erhalten.

Ende 2025 werden wir zwar nicht auf ein herausragendes Börsenjahr zurückblicken. Jedoch Börsen bezahlen die Zukunft. Zunächst erhöht das international gelockerte Zinsumfeld den Spielraum für eine weltwirtschaftliche Erholung. Vor allem aber werden die weltweit massiven staatlichen Ausgabenprogramme für Verteidigung, Infrastruktur und Reindustrialisierung dem Wirtschaftswachstum auf die Sprünge helfen. Was gute Rahmenbedingungen schafft.

Leider erinnert sich Deutschland (noch) nicht an seine klassischen Wirtschaftstugenden. Wird nach der vorgezogenen Bundestagswahl eine neue Regierung endlich die Kraft finden, Marktwirtschaft zu betreiben? Wenn nicht, werden unsere Unternehmen weiter dort hingehen, wo die Wiesen grüner sind. Das wird vor allem Amerika sein, zumal man als dort ansässiges Unternehmen zollseitig in Ruhe gelassen wird.

Vom weltwirtschaftlichen Aufbruch werden unsere konjunkturzyklischen Aktien (Chemie, Elektro, Maschinenbau, Ausrüster) ohnehin profitieren. Ihr Industrie-Know-how ist immer noch Weltklasse und sie sind auch noch günstig bewertet. Das gilt insbesondere für die zweite Reihe von deutschen Aktien (MDAX, SDAX, TecDAX). Allerdings werden US-Mittelstandswerte im Russell 2000 vorerst die Nase vorn haben, da ihnen die gewaltige Reindustrialisierung Amerikas direkt zugutekommt.

An Eskalationen im arabischen Raum und im Nahen Osten haben die Großmächte kein Interesse. Der Ölpreis soll stabil bleiben. Selbst im Ukraine-Krieg könnten sich Lösungen abzeichnen, die zu einem Einfrieren des Konflikts führen. Diese Risikoentspannungen kämen Aktien sicherlich zugute, während risikoarmes Zinssparen an Attraktivität verliert.

Schwarze Schwäne können auch im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen werden. Aber wir sollten nicht den Fehler machen – das zeigte 2024 – die Weißen zu übersehen.

Wir bedanken uns für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen und freuen uns, Ihnen zur Seite zu stehen. Für Fragen steht Ihnen Ihr persönlicher Berater gerne bereit.

Ihr Team der AXIA Asset Management

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